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Der ganz normale Wahnsinn


Jetzt ist es wieder soweit. Meine Terrasse ist fertig, die Fliesen alle verlegt und schon kam die Schwiegermutter mit den Bauarbeitern aus ihrem Dorf, um die Kalkulation der Überdachung zu berechnen. Schnell wurde man sich über den Preis einig und zwei Tage später kamen die Jungs wieder mit ihrem weiblichen Anhang (Hilfsarbeiter). In Thailand ist es üblich, dass die Familienmitglieder zusammenarbeiten. Sie durften auch bei mir übernachten, damit sie nicht immer 170 km Anfahrt haben. Das hat meine Chefin ausgeheckt. Das Chaos beginnt ganz langsam und schleichend.

In Thailand ist es wichtig, dass man einen Festpreis vorher aushandelt. Dafür gibt es später keine Streitereien über Stunden. Ich habe das Angebot akzeptiert, für die Bauarbeiten einen Festbetrag von 300 Euro zu zahlen, egal wie lange sie brauchen. Das Material kaufe und bezahle ich dann selber beim Baumarkthändler und weiß gleich, wie hoch die Materialkosten sind. Die Jungs bescheißen gerne und kaufen für sich auch gleich Material ein. Nach der umständlichen Berechnung, wie viel Metallstangen man braucht fuhren wir zum Händler.

Das Beste, was in Thailand klappt, ist der Service. Kaum 2 Stunden gewartet und schon kam der Lkw mit den Metallteilen. Hier wird alles auf die Straße gelegt und dort wird auch teilweise gearbeitet. Jetzt wurden die Stützen ausgemessen, wie hoch und welcher Abstand sein muss. Mit dem Maßband wurde hin und her gemessen. Für mich kam das ein bisschen kopflos vor. Ich merkte schon, dass denen Beiden die Routine fehlte. Ein nagelneues Schweißgerät wurde vom Pick-up abgeladen und mit der Flex die Grundplatten für die 5 Säulen geschnitten. Dies ging ja soweit noch gut, bis der zweite Mann versuchte, die Löcher für die Grundplatte zu bohren. Mit der Bohrmaschine und einem 10er Bohrer quälte er sich ab. Als gelernter Elektriker hörte ich sofort, dass er den Schlag eingestellt hatte. Sofort ging ich zu ihm und zeigte, wie man den Schlag abstellt. Er bedankte sich und bohrt und bohrt, bis die Spitze glühte. Zu guter Letzt brach er auch noch den Bohrer ab. Dieser wurde mit der Flex Scheibe neu geschärft. Die Eisenbohrer hier sind von schlechter Qualität. Die Handwerker kaufen ja immer nur das Billigste. Arbeitsschutzvorschriften sollten es sie geben, werden bei den Handwerkern nicht beachtet. Ohne Schutzbrille oder Handschuhe wird gebohrt, geflext, was das Zeug hält. Einfach toll.

Die Hilfsarbeiterinnen (Ehefrauen) arbeiten auf der Straße und geben den Rostschutz aufs Eisen. Die Eisenteile bleiben auch über Nacht auf der Straße und keinen stört es. Es geht weiter mit dem Stahl.

Die Damen machten nur Handlangerdienste und in der Pause saßen sie vor dem Fernseher und warteten darauf, dass sie ihrem Mann ein Werkzeugteil reichten. Es ging sogar so weit, dass sie gar nicht mehr aufstehen wollten vom Sessel. Mein Kragen bekam die Größe 66 und kurzum schaltete ich den Fernseher aus. Recht geknickt gingen sie aus dem Wohnzimmer und mussten ihre Wartezeit auf dem Pick-up absitzen. Wenn einer ihrer Männer ein Werkzeug braucht, fanden sie es nicht. Es wurde einfach irgendwo hingelegt und vergessen, umdrehen und vergessen, wo was abgelegt worden ist. Das war noch nicht schlimm, wenn der Handwerker oben ein Maß zum Zweiten sagte, z.B. 127cm, sagte der andere, 128 cm. Gesagt getan wurde das Teil gesägt und wieder war es zu lang. Dieses Spiel ging bei jedem Maß und wiederholte sich immer wieder. Oh meine Nerven. Sie sprechen untereinander Thai und verstehen nichts. Dreimal abgeschnitten und immer noch zu lang. Zu guter Letzt wurde das Teil oft zu kurz. Leider können sich die Thais nichts merken. Jedes Mal runter von der Leiter und wieder rauf und noch mal messen. Was unsere Handwerker in einer Woche fertigmachen, dazu benötigen sie drei Wochen. Mir war schon klar, dass sie nicht logisch und effektiv arbeiten können, gibt es doch kaum eine Berufsausbildung in Thailand. Jeder Handwerker arbeitet bei einem anderen mit und nach einiger Zeit meint er, er kann es selber machen und kauft sich Maschinen und macht sich Selbstständig, wenn er Geld für die Ausrüstung hat. Meine Geduld wurde jeden Tag 100 Mal auf die Probe gestellt. Nützt nichts, das musste ich durchstehen.

Die Dachplatten (Eternit) werden mit U-Haken befestigt und von oben geschraubt. Ein kleines Loch wird geschlagen, und wenn man Pech hat, reißt die Platte und das Wasser kommt durch. Die guten Handwerker bohren das Loch für den Haken. Das Ergebnis der Arbeit sieht man nach dem Regen.


Die Rigipsplatten sind montiert und meine beiden Raubtiere hatten auch Stress und wollten ins Wasser gehen. Ich habe sie vor dem Suizid gerettet und nur eine kleine Schüssel fürs Baden gegeben.

Die Terrasse vorne ist soweit fertig. Jetzt geht es an den hinteren Teil des Hauses. Dort wurde auch ein Stahlgerüst montiert, um die Paneele dann anzuschrauben. Später kommt dann noch die Dachrinne dran. Hier wusste der Spezialist, dass sie schräg montiert wird, um das Wasser besser ablaufen zu lassen. Leider hat er nicht festgestellt, dass er viele Stangen schräg montiert hatte. Was nützt eine Wasserwaage, wenn man damit nicht arbeiten kann.

Es ist schon bemerkenswert, wie oft sie ihre Arbeit kontrollieren und doch alles falsch machen. Sie speichern nichts im Kopf, weil sie dazu nicht fähig sind. Jeden Tag neu geboren und von vorne anfangen. Es kommt keine Routine auf, sie müssen bei jedem Arbeitsvorgang lange überlegen. Bei uns bleiben sie immer im 1. Lehrjahr, aber bei der Hilfsschule.

rechtes Bild: Hier war ich 1969 im Stahlhochbau als Schlosser in München
Dort wurde nichts schief montiert. Jetzt dürfte jedem klar sein, warum in Thailand viele ausländische Firmen die Großprojekte bauen, egal ob Straße oder Hochhäuser. Später wurde der obere Abschluss noch montiert. Die Malerarbeiten habe ich dann selber übernommen. Weiter geht es mit dem vorderen Terrassenteil. Die Gipsplatten wurden verfugt. Oh mein Gott, Kinder klecksen besser und schöner. Was zu viel war, wurde mit der Hand abgeschliffen. Ich gab ihnen einen Holzklotz, das Schleifpapier umgewickelt und es ging so besser, dachte ich. Beim Papierwechsel hat man den Holzklotz nicht mehr hergenommen, sondern wieder mit der flachen Hand und dem Schleifpapier gearbeitet. Dazulernen war wohl nichts. Die Handwerker können sich kaum auf neue Arbeitsmethoden oder auch Änderungen einstellen. In 100 Jahren werden sie noch immer mit demselben Arbeitsstil arbeiten. Das Chaos geht weiter. Von fünf Streben waren vier nicht senkrecht. Die Gipsplatten waren schlecht und schief montiert. Den ganzen Mist habe ich mit Phen wieder runtergerissen. In drei Stunden war alles abgebaut und die Fehler kamen zum Vorschein. Bei den Verankerungen an den Platten kam das Wasser durch (Tropfsteinhöhle).

Es dauerte vier Tage, bis die Unterkonstruktion und die Paneele dran waren. In drei Stunden habe ich alles wieder runtergerissen. Die Chaoten Handwerker waren weg und der Schwager, der meine Terrasse flieste, musste noch mal kommen. Jetzt übernahm ich die Regie und kaufte neues Material ein. Eine neue Konstruktion und vor allem gerade wurde eingebaut. Mit den Aluminiumträgern wurde die Sache stabiler, dafür habe ich locker 1500 Löcher gebohrt.

Eine Woche Arbeit und 200 Euro waren umsonst verbaut. Mit vereinten Kräften ging es ans Werk. Natürlich jeden Morgen 8 Uhr aufstehen und ranklotzen. Mein Lachen kam wieder zurück und der Stress verflog langsam. Auch beim Schwager musste ich feststellen, dass das Bohren ihm Probleme machte. Die Feinmotorik in den Händen fehlt. Die kleinen Schrauben nur kurz andrücken mit der Bohrmaschine und dann loslassen, war sein großes Problem. Für die Baustelle habe ich noch extra eine neue Bohrmaschine gekauft. So konnten wir zu zweit im Team arbeiten. Die Müllabfuhr hat 10 Säcke Rigips Abfall mitgenommen und dafür noch 10 Euro bekommen. So waren beide Seiten zufrieden. Es war ein gutes Zusammenarbeiten mit dem Schwager, ruhig und besonnen ist er die Sache angegangen. Auch seine Ehefrau, die Schwester von Phen arbeitete umsichtig mit und war immer zur Stelle. Auch wir benötigten vier Tage für die Wiederherstellung. Es war schwierig, aufgrund der schiefen Eisenträger, alles wieder ins Lot zu bringen. Mit viel Geduld wurde es dann doch noch einigermaßen gerade. Alle Fehler konnten wir nicht mehr beseitigen. Es geht so la la.

Die Malerarbeiten machte ich alleine, da ich das bessere Feeling habe. Die Spots wurden montiert und so langsam wird die Terrasse fertig. Jetzt kam noch der große Regen, das Wasser floss nicht ab, Gully war verstopft. Kurz und kräftig reklamiert und nach zwei Wochen kam ein Handlanger und säuberte meinen Kanalschacht vorne an der Straße. Einer pumpte das Wasser weg und 10 Tage später kam der Spezialist und reinigte den Kanalschacht.

Denken ist Glücksache. Erst mal den Dreck mit einem Spezialspaten rausziehen und auf die Straße schmeißen. Es waren große Steine, ein Stoffsack und viel Sand dabei. Als alles auf der Straße lag, holte man eine Schubkarre und fuhr den Dreck 50 m weiter, zum nächsten freien Bauplatz. So wandert alles von einem Ort zum Anderen. Thai-Logik, aus den Augen und weg. Seit dem 21. Juni habe ich die Handwerker im Haus und auf der Terrasse. Bis heute noch nicht fertig. Da es richtig Spaß macht, lasse ich den Garten auch neu anlegen. Das dauert nur 3 - 4 Tage und dann habe ich wohl ein paar Tage Pause verdient. Seit Samstag sind die Pseudogärtner am Werk. Sie dichten mir noch das Dach ab und soll endlich Ruhe haben. Abwarten und Tee trinken. Beim Nachbarn arbeiteten zwei Freizeitgärtner und beide wurden rekrutiert, um meinen Garten zu erneuern. Ich hatte die große Hoffnung, dass es mit dem Garten keinen Stress gibt. Als sie dort fertig waren, begannen wieder die Verhandlungen und ein paar Tage später ging es los. Der Wahnsinn nahm seinen Lauf und meine Haare wurden immer grauer.

Die Handwerker kommen und gehen. Das Terrassendach ist fertig und nun muss mein Garten runderneuert werden. Zu viel ist zerstört worden und Monate später noch mal Handwerker holen, war mir zu müßig. Also lieber ein Schrecken mit Ende und Endspurt.

Beim Nachbarn waren zwei Alleskönner, die auch mein Dach abdichten können und den Garten neu anlegen wollen. Wie üblich, Preis ausgehandelt, und da sie einen Pick-up hatten, durften sie auch die überflüssigen Bäume und Erde abtransportieren. Wohin wohl, einfach, ab auf eine der wilden Müllkippen.

Der Chef hat alles gut im Griff und seine Arbeit wirkte professionell. Trotz seiner guten Skizze hatte auch er Probleme mit der Wasserwaage. Jetzt habe ich den Fehler entdeckt. Sie lassen die Wasserblase nicht in der Mitte der 2 Striche stehen, die Blase liegt an einem Strich links oder rechts an. Wenn das alle Handwerker so machen, braucht man sich nicht über schiefe Balken, Träger oder Mauern wundern. Mein Rat wurde befolgt und trotzdem können sie nicht umschalten im Hirn, umdrehen und vergessen. Die kleine niedrige Mauer wurde auch leicht schief und der Pfosten rechts im Bild ist auch super aufgestellt.

Schief ist Englisch und englisch ist modern. Das waren immer Aussagen während meiner Lehrzeit und auch später im Beruf.

Ein grüner Garten wirkt auf die Dauer auch langweilig, so entschlossen wir uns, einen kleinen Fischteich einzubauen. Von der Terrasse hatte ich noch Restfliesen 60cm x 60 cm in leichtem Grau. Meine Vorgaben für den Teich waren einfach und verständlich. Der Teich soll 2 Fliesen breit und 3 Fliesen lang werden, als 180cm x 120cm. Das war nicht so einfach. Das Loch wurde ausgemessen ausgehoben und schon ging alles daneben. Der Winkel zu Mauer stimmt nicht, die Länge des Teiches war falsch. Obwohl die Fliesen als Muster da waren, konnten sie damit nichts anfangen. Es war schwierig, die Maße 180 x 120 ins Erdreich zu übertragen. Jetzt wurde der Teich gemauert und Klaus bekam einen Schreikrampf.

Die Grube ist fertig und schon kommen die Fliesen dran. Die Teichwand ist jetzt schon schief zur Außenmauer und dadurch auch nicht im Winkel zur Terrasse. Jeden Tag neu geboren und ich muss wieder alles erklären. Immer ja sagen und nichts kapieren, Mann oh Mann.

Die Mauer rechts an der Terrasse wurde schräg gesetzt. Nach meinem Schreikrampf wurden die Fliesen im richtigen Winkel angebracht und der Hohlraum mit Zement aufgefüllt. Die Handwerker machen Fehler, und wenn man sie darauf aufmerksam macht, dann gibt es nur ein Lächeln. Der kleine Teich steht nicht im Winkel zur Mauer und der Terrasse. Immer wieder wird von mir festgestellt, dass die Handwerker nur fuschen können. Trotzdem wollen sie den vereinbarten Lohn haben. Oh Herr, lass Hirn vom Himmel regnen. Nach acht Tagen war alles vorbei und der Rest wurde von Phen und mit selber gemacht. Nach zwei Tagen Pause ging es zum Gartencenter und dann wurde ein Bild gekauft und ich habe es selber an die Wand gefliest. Mit Geduld ging es.

Wie schon im Facebook beschrieben bin ich unter die Bilderhauer gegangen. Mit kleinen Fehlern, da übertrainiert, ging es zur Wandmalerei, ha ha. Eine Arbeit ohne Stress für uns.

Einmal messen muss reichen und Staub schlucken gehört auch dazu. Später die Elektrik für die Wasserpumpe und den Strahler anbringen und schon ist der Teich betriebsbereit.

-mein Teich bei Nacht, mit Wasserfall links-

Klaus Seidel, Korat den 15.08.2012
E-Mail:
surirath@googlemail.com

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