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Krankenhaus oder Wunderheiler, das ist hier die Frage


Jeder Mensch wird einmal krank und hofft auf eine schnelle Genesung. Meine Frau erkrankte vor zwei Jahren in Pattaya an der Schilddrüse. Wir nahmen das auf die leichte Schulter, da sie ja Tabletten bekommen hatte. Vergangene Woche klagte sie über Müdigkeit und Herzrasen. Der Ruhepuls lag bei 112 aber der Blutdruck war in Ordnung. Wir fuhren deshalb in das Stadtkrankenhaus Maharat in Nakhon Ratchsasima. Ein riesiges Gebäude mit eigenem Parkhaus und zehn Stockwerken. Wie üblich, mussten wir eine Nummer ziehen und anschließend warten. Diesmal ging es schnell, schon nach zwei Stunden war alles erledigt. Für die Ärzte in den staatlichen Krankenhäusern ist es üblich, viele Tabletten zu verschreiben. Man bekommt sie immer sofort in der Krankenhausapotheke. Bei der Nachschau stellten wir dann fest, dass es sich nur um Paracetamoltabletten, also um ein einfaches Schmerzmittel, handelte. Ich war von der ärztlichen Kunst der Mediziner enttäuscht. Es erfolgte weder eine Blutuntersuchung, noch wurde eine Röntgenaufnahme gemacht. Ich hatte mich schon über den schnellen Ablauf gewundert. Gerüchten nach sind die Ärzte verpflichtet, nach dem Studium, in den staatlichen Krankenhäusern ihren Dienst zu leisten. Sollte dies zutreffend sein, dürfte dies die mangelnde Motivation mancher Mediziner erklären.

Das Herzrasen ging weiter. Deshalb fuhren wir zwei nach zwei Tagen in ein Privatkrankenhaus. Am Empfang erfolgte eine Voruntersuchung. Blutdruck, Gewicht und Größe wurden gemessen. Es ging dann weiter zum behandelten Arzt. Er erschien in einer alten Hose und einer alten Jacke im Behandlungszimmer. Einen weißen Kittel hatte er scheinbar nicht. Da ich schon aufgrund meines Berufes misstrauisch bin, fragte ich nach, ob er tatsächlich der behandelnde Arzt sei. Er war sehr überrascht, bejahte aber schließlich meine Frage. So weit so gut. Nun ging es zum Röntgen und dann zur Blutentnahme. Mit viel Skepsis akzeptierte ich eine Übernachtung im Krankenhaus. Die Nacht kostete 800 Baht plus Nebenkosten. Am nächsten Tag kam ich gegen 13 Uhr ins Krankenzimmer meiner Frau. Es war ein sehr einfaches Zimmer mit einem Etagenbett für zwei Besucher.


Es sind neben jeder Lampe die gleichen farbige Klebebänder, wie an den Schalterkombinationen zu sehen. Die Farben sollen die Zuordnung der Lampen zu den Schaltern zeigen. Na ja, lassen wir’s mal gut sein. Ich will die Schwestern nicht mit dummen Fragen stressen. Wenn die Thais nicht weiter wissen, kommt immer ein Lächeln, aber keine Antwort. Gut so.


- Verpflegung aus dieser Küche - TV-Beitrag über solche Scharlatane -


Keinerlei Abwechslung im Speiseplan, da sowohl zum Mittagessen wie auch zum Abendessen, immer wieder nur Reissuppe serviert wird. Nach der Visite durch den Chefarzt wurde meine Frau entlassen. Schnell ins Erdgeschoss, Medikamente holen und alles bezahlen. Zu Hause angekommen musste natürlich die Mama informiert werden. Täglich, ein oder zwei Telefonate und die Welt war wieder in Ordnung. So dachte ich zumindest. Nach einer Woche kam unverhofft die Mama, mit ihrer Schwester, zu uns. Immerhin eine Reise von 180 km. Es war zwölf Uhr mittags. Mama machte sich Sorgen, dass ein böser Geist oder Mensch mich berührt hätte und dadurch das Böse (die Krankheit) auf ihre Tochter übertragen hätte. Da die Ärzte ihr scheinbar nicht helfen konnten, sollte nun eben ein Khmer Geisterheiler sie wieder gesund machen. Meine Frau und ich halten nichts von solchem Hokus Pokus. Sie musste aber dennoch mit ins Dorf und sich von diesem Scharlatan gesundbeten lassen. Sollte man daran glauben, könnte es ja evtl. dennoch helfen. Wenn es nicht hilft, hatte man eben ein schlechtes Karma und bleibt krank oder stirbt an der Krankheit. Also rein ins Auto, ab in die Pampa und auf den Scheinheiligen warten. Ich fuhr wieder nach Korat zurück, weil es sonst fürchterlich gekracht hätte. Da ja die Mama zu uns kam, konnte meine Frau nicht ablehnen, sonst hätte sie ihr Gesicht verloren. In der Zwischenzeit machte ich Besorgungen, fuhr mein Auto zur Inspektion und ging zum Stammtisch. Keiner weiß, wie lange so ein Geisterheiler für eine Heilung braucht. Eines ist aber sicher, er braucht Geld. Die Kosten für den Scharlatan betrugen 3000,- Baht.

Am Freitag früh um sechs Uhr morgens schauten meine Frau und deren Mama TV. Es kam wie gerufen, dass man dort einen solchen Wunderheiler in Aktion zeigte. Eine Thai Familie hatte ihre kranke Tochter dort hingebracht. Die Tochter litt schon seit Jahren an Diabetes und spritzte sich jeden Tag selbst das notwendige Insulin. Nachbarn erklärten den Eltern, dass nur ein Wunderheiler hier helfen könnte. Die Tochter sträubte sich, da sie ja alles gut in Griff hatte. Um zu verhindern, dass ihre Eltern ihr Gesicht verlieren würden, machte sie allerdings den ganzen Zirkus mit. Der Scharlatan verbot ihr die weitere Einnahme von Tabletten und Spritzen und behandelte sie. Nach zwei Tagen war die Tochter dann schließlich gestorben. Jetzt weinten sie in der TV-Sendung und waren sehr traurig, da ihre Tochter nicht mehr lebte. Die Tochter war die beste Studentin und sollte ein paar Wochen später ihre Urkunde erhalten. Meine Frau fragte dann ihre Mutter, ob sie auch wolle, dass sie sterben sollte. Dies wurde natürlich verneint.

Trotz aller Warnungen in den Medien haben diese Wunderheiler immer noch enormen Zulauf. Einige Tage später verstümmelte ein Voodoo Priester seinen Bruder, weil es ihm eine innere Stimme so befohlen hätte.

Nach der Fernsehsendung ging es zwei Dörfer weiter in das Haus des Wunderheilers. Alles war schmutzig und ekelerregend. Meiner Frau wurde dreckiges Wasser über den Kopf gegossen und dann der rote Kautabak draufgespuckt. Meine Frau beendete nach einer Stunde diesen Blödsinn und fuhr mit ihrer Mama wieder nach Hause. Mama war schwer enttäuscht und wollte noch zwei Tage dranhängen. Die Fürsorge ist zwar verständlich, nur die Heilmethoden sind völlig inakzeptabel. Am Mittag holte ich meine Frau ab und wir fuhren wieder zurück nach Korat. Am nächsten Tag kam ein Anruf von der Mama, ob sie noch mal zum Wunderheiler wolle. Sie hätte jetzt einen anderen gefunden. Wir lehnten dies ab und erholten uns erst einmal zu Hause. Jetzt bot sich die Mama an, bei uns zu wohnen und zu kochen. Auch dieses Angebot lehnten wir ab, da wir unsere Ruhe haben wollten. Die Kosten für den Scharlatan zahlte die Mutter.

In den Medien erfährt man viel über die Geisterheiler und allgemein über den Aberglauben der Thais. Es liegt sicher auch an mangelnder Schulbildung, dass solche Scharlatane immer noch Zulauf haben. Viele ältere Thais können nicht lesen oder schreiben. Da haben die Rattenfänger leichte Arbeit. Mit viel Freundlichkeit wird im TV und auch vor der Haustür jeder Mist verkauft. Wer nicht nein sagen kann, fällt auf diese Betrüger rein, um sich dann anschließend im Fernsehen auszuheulen. Die Warnungen der Politiker und Ärzte fruchten leider nicht. Die Zuschauer sehen im TV lieber Seifenopern, als lehrreiche Infosendungen oder auch nur Nachrichten. So erreichen die Warnungen leider nicht das einfache Volk.

Man zeigte im TV eine Razzia bei einem Wunderheiler, der nebenbei noch seine Medizin angeboten hatte. Diese gelben Päckchen kann man kaufen und die angebotenen Medikamente sollen für alle Krankheiten des Lebens helfen. Eine Medizin gegen HIV, Gelbsucht, Gicht, Schmerzen. Alles für das Wohlbefinden eines Menschen. Leider wird dieses Wohlbefinden nur beim Verkäufer eintreten. Wie sagt man immer, der Glaube versetzt Berge.

Klaus Seidel, Korat den 13.10.2012
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