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Feier für unbekannte Tote in Thailand


Thailand hat leider die meisten Verkehrstoten in Asien. Im Jahr gibt es ca. 13000 Verkehrstote. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher sein. Viele fahren ohne Versicherung, Führerschein und mit Alkohol. Hinzu kommt noch die Unfallflucht. Alle Aufrufe der Regierung in den Medien nützen nichts. Leider haben viele Verkehrsteilnehmer keinen Ausweis dabei und sind so schwer zu identifizieren. Wenn es keine Vermissten Meldung der Familie gibt, weiß man nicht wohin mit dem Toten. Dieses Problem wird mittels chinesischen Friedhofs aus der Welt geschaffen. Die unbekannten Toten werden vorläufig bei dem Chinesen begraben und nach Jahren werden sie verbrannt. Das Zeremoniell beginnt im Tempel der Chinesen. Hier ist das Beispiel Nakhon Ratchasima im Issan. Im Tempel treffen sich die Rettungskräfte landesweit und die Feier dauert bis zu acht Wochen.

- Die Chinesen vor dem Tempel - Sie sammeln Geld für die Beerdigung -

- Hier die Töpfe vom Buddha - Helfer tragen sie in den Tempel -
Es sind rund 2000 Gäste aus nah und fern dabei. Das Trauerband wird von jedem Gast berührt, womit er an den Beerdigungsvorbereitungen teilnimmt.

Wenn die Feier vorbei ist, geht es auf den Friedhof. Dort werden von den Rettungsdiensten die unbekannten Toten ausgegraben. Es ist viel Arbeit angesagt und alle Teilnehmer sind stolz hier mithelfen zu können. Sie machen das freiwillig für einen Tag oder mehr. Die Toten werden gereinigt und es wird mit ihnen gesprochen. Alles ist ruhig und ausnahmsweise ohne Musik. Ich war als Farang allein mit meiner Frau auf dem Friedhof und durfte dabei sein. Natürlich fragt man vorher, ob man Fotos machen darf. Ich schätze, dass es 200 unbekannte Tote hier gibt. Sie liegen nicht so tief und bleiben oftmals 10 Jahre und länger dort, bis sich die Planer für einen Beerdigungstermin geeinigt haben. Aus vielen Teilen Thailand kamen die Toten nach Korat und warten auf eine Bestattung. Viel Menschen spenden Geld dafür.


Das Gelände ist sehr weitläufig und man kann mit dem Auto überall hin. Es werden Rituale, die der Seele auf ihren Weg ins Paradies helfen sollen, abgehalten. Die Knochen werden gereinigt, gewaschen und in ein Tuch gelegt. Später werden alle Unbekannten verbrannt. Die Menschen glauben, dass die Seele des Toten durch zehn verschiedene Höfe der Unterwelt gehen muss. Hier wird, wie bei uns in Deutschland, einmal im Jahr eine Totenfeier. Die Familien gehen ans Grab, schmücken es mit bunten Fahnen, Bändern oder Flitterkram. Speisen und Getränke werden mitgebracht und vor Ort gegessen.

- Hier gibt es auch bei den Größen der Gräber Zeichen des Wohlstands -


- Ansichten eines chinesischen Friedhofs -
Der Tag der Verbrennung ist gekommen. Mit großem Eifer werden die Vorbereitungen getroffen. Alle Rettungskräfte und zusätzliche Freiwillige helfen mit. Die hohen Herren sind der Stadt Korat sind auch dabei. Die Feier wurde am 18. April 2012 vollzogen.

- das Eingangstor zum Friedhof - Die Gläubigen gehen 3x um die Anlage -
Es wird gesungen und geredet. Hier sieht man keine traurigen Menschen. Alle sind froh, dass sie mithelfen können.


In der großen Freilufthalle, sie ist typisch für die Chinesen, wird das Zeremoniell abgehalten. Nach der Ansprache geht es weiter vor die Halle und alle bringen Blumengestecke aus Papier mit. Sie können durch Spenden erworben werden. Es gibt keinen Festpreis. An der Stirnseite außerhalb der Halle geht es weiter. Nur die Herren dürfen das Areal des Platzes betreten. Frauen müssen vor dem Bereich ihre Gestecke abgeben, die dann zur Verbrennung bereitgehalten werden. In reih und Glied wartet man, dass man die Blumen in die Feuerstelle legen kann. Alles geht sehr locker, der Ablauf wirkt ein bisschen chaotisch, aber es läuft rund.

Es gibt hier 2 Feuerstellen. Eine für Männer und eine für Frauen. Am Ort der Verbrennung wird nochmals den Toten gedacht. Der letzte Akt kann beginnen.


Das Feuer lodert und das Brennmaterial wird nachgeschoben. Der Höhepunkt ist erreicht. Säckeweise wird das Brennmaterial rangeschafft. Alles Spenden von Gläubigen.

Um den Ort des Geschehens gibt es 2 Küchen. Die Verpflegung ist kostenlos, da sie durch Spenden finanziert wurde. Es ist anzumerken, dass es während der Feier kein Alkohol gibt und das Essen fleischlos ist. Nur Gemüsesuppe mit Reis ist angesagt.


Oben auf der Feuerstelle liegen die Köpfe und darunter die Gebeine. Der Qualm zieht durch die Gegend und keiner regt sich auf. In vier Öffnungen unterhalb der Stelle wird das Brenn-Material nachgeschoben. Bei 40 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit braucht man nicht viel Bewegung, um ins Schwitzen zu kommen. Es gibt auch Situationen, wo es nicht so gut läuft. Von einer Feuerstelle viel ein Kopf runter. Die Helfer haben da keinen Stress und geben ihn wieder ins Feuer. Es wird kein Trara gemacht, wenn etwas schief läuft. Man hat die Ruhe weg und lacht über das Missgeschick. Man sagte, dass der Tote noch mal zurück auf die Welt wollte und alles ist erledigt.

Nach ein paar Stunden war das Feuer erloschen und die Gäste fuhren nach Haus. Das restliche Brennmaterial wurde im Freien verbrannt, da es nicht mehr benötigt wird.

Klaus Seidel, Korat den 15.08.2012
E-Mail:
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