Siam-Info.de
Ein 30 Baht Krankenhaus in Thailand
Es war mal wieder an der Zeit die Mama im Isaan zu besuchen. Dort angekommen stellten wir fest, dass die Enkelin mit 12 Jahren kränkelte. Meine Frau fragte, was sie denn hätte. Sie äußerte, Kopfschmerzen und Brechreiz beim Essen. Der Doktor im Landkrankenhaus hatte ihr Aspirin verschrieben und mitgeteilt sie solle abwarten. Auch für mich als Laie machte sie einen müden und schlaffen Eindruck. Also ging es am nächsten Morgen zum nächsten Krankenhaus. Eine Stunde Fahrzeit nach Non Ding Den.
-Hinten links befindet sich die Anmeldung-
Gegen 09:15 Uhr kamen wir dort an. Oma und Enkelin stiegen aus, um sich gleich anzumelden. Ich suchte derweil einen Parkplatz hinter dem Krankenhaus. Soweit so gut. Als meine Frau und ich das Krankenhaus betraten, warteten schon über 300 Leute vor den Behandlungsräumen. Die 30 Baht Krankenkarte wird für jeden Thailänder ausgestellt. Diese Art der Gesundheitsfürsorge wurde noch vom früheren Premierminister Taksin eingeführt. Die weitere Behandlung durch den Arzt ist kostenlos. Es war 09:30 Uhr, als wir die Enkelin in der Masse der Kranken fanden. Die Ärzte im allgemeinen Krankenhaus studierten auf Staatskosten und arbeiten dann nach dem Studium in den Krankenhäusern. Währende des Tages kommen ca. 800 bis 1000 Kranke. Es ist ein ewiger Wechsel, der so bis 17.00 Uhr weiter geht.
-Wartebereich vor den offenen Behandlungszimmern-
Jetzt hieß es warten und nochmals warten. Während dieser Zeit kamen die Kranken mit Pkw oder Pickup. Die Angehörigen trugen die Schwerkranken auf ein Krankenbett und stellten dieses dann auch in der Vorhalle ab um eine Nummer zu ziehen. Jeder der ein Regierungskrankenhaus in Anspruch nimmt muss sich, wie bei uns auch, anmelden. Die recht unfreundlichen Schwestern sagten nur, gehen Sie nach vorne und warten Sie ab. Ich habe vierzehn Behandlungsräume gezählt. Es wird dem Patienten dabei nicht erklärt, vor welchem Zimmer er warten soll. Es werden dort alle Krankheiten behandelt. Nach der Anmeldung wird der Patient gewogen und die Körpergröße gemessen. Dass dies ein schwieriges Unterfangen sein sollte, konnte ich nicht nachvollziehen. Die Waage hatte einen eingebauten Größenmesser, ähnlich wie bei uns auch. Nur wusste keine wie die Körpergröße denn nun gemessen werden sollte. Auf der Waage stehend oder daneben. Ein Helfer im weißen Kittel erklärte dann den Messvorgang. Er stellte sich auf die Waage und zeigte es den Schwestern. Da man diese Prozedur jeden Tag mehrmals macht, wunderte mich dies schon.Super wir haben es geschafft. Nach langer Wartezeit plus einer Stunde Mittagszeit der ganzen Belegschaft konnte die Enkelin jetzt ins Behandlungszimmer. Es war 14:00 Uhr, als die Ärztin die Kranke untersuchte. Sie vermutete eine Blinddarmentzündung. Um sicherzugehen, wurde von der Ärztin eine Blutuntersuchung angeordnet. Also ab in den zweiten Stock zu weiteren gelangweilten Krankenschwestern. Nach einer halben Stunde kamen sie wieder. Meine Frau begleitete die Enkelin, da die Oma keinen Durchblick hatte. Wieder war abwarten angesagt. Immer wieder kamen neue Kranke ins Krankenhaus, meldeten sich an, bekamen eine Nummer und mussten dann warten. Vor den Behandlungszimmern warteten die Thais geduldig und devot. Die Tür der Behandlungsräume blieb dabei immer offen. Jeder konnte von draußen aus zusehen. Ausser mir schien sich scheinbar niemand daran zu stören. Die Schwestern vor den Zimmern kontrollierten noch den Blutdruck. Auch hier ist Papierkrieg alles. Nach der Blutentnahme bei der Enkelin ging meine Frau mit den Papieren zu den Schwestern vor den Zimmern. Es dauerte nicht mehr lange bist die Ärztin mit der Untersuchung weiter machte. Sie stellte fest, dass das Problem an der Harnblase und Umgebung lag. Nun hieß es, die Kleine muss im Krankenhaus bleiben. Also wieder zum nächsten Schalter mit den Unterlagen um einen Platz im Krankenhaus zu erhalten. Mittlerweile war es schon 16:00 Uhr. Im Land des Lächelns sah ich keine freundliche Krankenschwester. Jede hatte die Arroganz im Gesicht geschrieben. Ich bin was Besseres. Dieses Verhalten erlebe ich überall in Thailand. Egal ob im Baumarkt, im Supermarkt oder bei Behörden. Oft kommen die Kranken nicht in einen Behandlungsraum, weil gerade Feierabend ist. Hin und wieder kann ein Patient von seinen Angehörigen leider nur noch tot mit nach Hause genommen werden. Es wird keiner haftbar gemacht. Man ist halt zu spät gekommen.
-Notfallbehandlung im Nachbarkrankenhaus-
Endlich waren die Papiere für das Krankenzimmer fertig. Im Rollstuhl wurde die Enkelin quer durchs Krankenhaus gefahren in den 2. Stock der Kinderabteilung.
Trotz des vielen Papierkrieges wurden nochmals die Personalien aufgenommen und der Blutdruck und das Gewicht gemessen. Sie bekam einen Schlafanzug. Um 17:00 Uhr kam der Küchenwagen mit dem Essen. Schmackhaft war es natürlich nicht. In den staatlichen Krankenhäusern werden die Patienten daher meistens von ihren Familien versorgt. Oma durfte im Krankenzimmer bleiben und dort übernachten. Die Tabletten musste man zwei Blocks weiter selber holen. Es waren fünf Krankenschwestern in Reih und Glied hinter einem Empfangstresen und drei weitere machten die Arbeit. Alle arbeiteten, meiner Meinung nach, lustlos vor sich hin. Im Kindersaal lagen ca. 10 Kinder. Eine junge Schwester traktierte ein kleines ca. acht Monate altes Baby mit einer Spritze. Erst beim dritten Versuch klappte es mit der Blutentnahme. Sie stach die Nadel zu weit ein und wollte mit Gewalt das Blut raus saugen, was natürlich nicht ging, da sie die Vene überhaupt nicht getroffen hatte. Die Ausbildung dieser Schwester erschien mir völlig unzureichend. Die erste Nacht von Oma und Enkelin im Krankenhaus
-Die erste Nacht von Oma und Enkelin im Krankenhaus-
Die Flasche hängt hinten am Drahtseil und die Oma sitzt die ganze Nacht davor und wacht. Das kostet nichts und ist in allen Krankenhäusern von Thailand möglich.
Liebe Leser. Viele Thais werden so behandelt, weil sie kein Geld für eine private Klinik haben. Wenn man die Medien in Thailand verfolgt, kann einem angst und bange werden. Nach einer Bauchuntersuchung wurde die Bauchdecke einer Patientin geöffnet aber anschließend nicht mehr verschlossen. Die Kranke hatte laut Arzt, angeblich vergessen ihre schriftliche Zustimmung zum Schließen der Bauchdecke zu geben. Anzumerken ist, dass es letztendlich eine dicke Operationswulst, ähnlich einer Kordel gab. Das Video der Kranken wurde im Thaifernsehen gezeigt.
Wir sollten froh sein über unsere meistens gute deutsche Krankenversorgung. Leider haben wir auch in Deutschland genügend Fehloperationen und müssen nicht mit dem Finger aufs Ausland zeigen. Immerhin können wir noch Klagen, was in Thailand eher schwierig sein dürfte.
Klaus Seidel, Korat, Thailand
E-Mail: surirath@googlemail.com
zum Thema passende Rubriken:
Umgangsformen
Gesundheit
Krankenversicherung
≡ Menü